Wahlsieg der Sozialisten

“Conseguimos!” “Wir haben es geschafft!", rief José Sócrates in der Nacht des Wahlsieges vor seinen Anhängern aus. 45 Prozent der Bürger entschieden sich für seine Sozialistische Partei (PS) und nach dem portugiesischen Wahlrecht, welches die großen Parteien begünstigt, bedeutet dies eine absolute Mehrheit im Parlament.

Das Ergebnis:

  • PS (Sozialdemokraten): 45,05 %
  • PSD (Konservative): 28,7 %
  • CDS-PP (Erzkonservative, stellenweise Rechtspopulisten): 7,3 %
  • CDU (Kommunisten): 7,6 %
  • B.E. (Linksblock): 6,4 %

Die PSD zog sich eine blutige Nase zu und Santana Lopes, der das Rampenlicht zu sehr genießt und dabei das Arbeiten vergisst, wurde abgewählt.

Nun müssen die Jungs aus der PS auch zeigen, was sie “drauf” haben und -  wichtiger - dass sie es besser können als die Konservativen.

Bildung, Forschung, Entwicklung sind die Schlüsselworte. Und das ist der einzige Weg des wirtschaftlich kleinen Portugals: Nur billig produzieren gilt nicht mehr – Innovation! Viel Glück, Sócrates!

Von den Siegern der Parlamentswahl vom 20. Februar hörte man fast zwei Wochen lang nichts. Mit Diskretion bastelte Sócrates an seiner Mannschaft und umso größer war dann die Überraschung über das Ergebnis:

Seine Wahl zum Außenminister fiel auf Freitas do Amaral, ein kontroverser Politiker und leidenschaftlicher Gegner des letzten Irak-Krieges.

Diogo Freitas do Amaral stammt aus dem konservativen Lager, hat sich aber weiter entwickelt. Nach dem Sturz der Rechtsdiktatur im Jahre 1974 gründete er die Zentrumspartei „Centro Democrático Social“ (von den Linken als Sammelbecken für die Regimetreuen beschimpft), die heute „Partido Popular“ heißt.

Nach der verlorenen Wahl für das Amt des Staatspräsidenten gegen Mário Soares verlies Freitas do Amaral seine Partei. In der Mitte der 90er Jahre war er Vorsitzender der Uno-Vollversammlung. 2003 wandte er sich gegen den bevorstehenden Krieg im Irak und kürzlich empfahl er im portugiesischen Wahlkampf die Sozialisten.

Die Führer des portugiesischen „Partido Popular“ fanden diese Episode gar nicht lustig. Allerdings hat deren unschöne Verwandlung zur rechtspopulistischen Bewegung mit Freitas do Amaral nicht mehr viel gemeinsam.

Als sie auch noch erfuhren, dass der sozialistische Wahlsieger als Außenminister Diogo Freitas do Amaral in sein Kabinett holen wird, hängten sie das Bild eines ihrer Gründerväter in der Lissaboner Parteizentrale von der Wand und schickten es den Sozialisten. Freitas do Amaral hatte die rechte Sache verraten.

Die Rechten sind doch immer wieder gut für lustig-lachhafte Episoden in der Politik!

Doch Freitas do Amaral ist unabhängig und gibt seine Kommentare ab - manchmal ohne eine Blatt vor den Mund zu nehmen. Dabei ist er schon Leuten auf den Schlips getreten, vor allen Dingen denen, die ihn auf ihrer Seite glaubten.

So zum Beispiel der neue EU-Kommissionspräsident Durão Barroso:

Vor drei Jahren machte er Werbung für den guten Barroso. Seine Sympathie hatte jedoch ein jähes Ende, als der sich vor zwei Jahren an die Seite von Bush, Blair und Aznar stellte, um den Irak-Krieg politisch vorzubereiten. Und dann war ja auch noch das nette Treffen auf den Azoren (böse Zungen sprechen vom „Kriegsgipfel“) ...

Freitas do Amaral vergaß alle Regeln der Diplomatie: In seinen Aufrufen gegen den Krieg verglich er sogar das Verhalten der Bush-Regierung mit dem Hitlers. Ui!

Aber Freitas do Amaral ist kein Enfant-Terrible oder Gegner der USA, er weiss lediglich wo sein Land hingehört: nach Europa.

Das war’s für dann heute.
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Bis zum nächsten Mal!

Nuno Oliveira
Übersetzer und Dolmetscher

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