José Saramago

Am 18. Juni 2010 starb José Saramago. 

Der einzige Literatur-Nobelpreisträger Portugals. Seine Werke „Das Memorial (O Memorial)“ oder „Die Stadt der Blinden (Ensaio sobre a cegueira)“ sind wahre Klassiker der Weltliteratur.

Sein Tod bedeutet der Verlust einer kritischen Stimme, eines Gegenpols zum Mainstream und Konsumismus und Verrohung der Menschen.   

Die Beisetzung fand in Portugal statt und der portugiesische Staatspräsident Cavaco Silva erachtete es nicht für angemessen zu erscheinen. Nun, es ist ja eigentlich auch nicht sehr verwunderlich; drei Erklärungsversuche: 

  1. José Saramago war Mitglied der Kommunistischen Partei, also zu Lebzeiten stets ein Dorn im Auge des katholisch-konservativen Cavaco Silva. Im Tode wohl auch.  
  2. Auch hatte Cavaco Silva während seiner Zeit als Premierminister (1985-1995) kein anständiges Kultusministerium. Kultur braucht ein aufstrebendes Land nicht.
  3. Und war ja noch die tolle Entgleisung („gafe“) im Wahlkampf in den 1990er Jahren, als er von einem Journalisten nach der Anzahl der Gesänge – d.h. Kapitel - des portugiesischen Versepos „Lusiaden (Lusíadas)“ gefragt wurde und er - schade, schade, schade - die Zahl 9 sagte.  

(In Portugal wird es wird bereits in der Grundschule vermittelt, dass die „Lusíadas“ aus 10 Gesängen bestehen ... hätte man auch erraten können).   

Das kleine Literaturland Portugal wird so schnell keinen Nobelpreisträger(in) hervorbringen und es wird um so schwieriger, wenn das Staatsoberhaupt mit Kultur und Literatur nichts am Hut haben will.  

Ich wünsche meinen lieben Leserinnen und Lesern einen schönen Sommer und vielen Dank für Ihr Interesse!   

Nuno Oliveira

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